2014/05/25

Kino: Snowpiercer...

Manche Filme haben das Potenzial Blockbuster sein zu können, doch irgendwie gehen sie dann doch spurlos am Massenpublikum vorbei. Snowpiercer ist ein solcher Film. Gestern Abend lief er im Caligari hier in Wiesbaden, einem Kino das eigentlich zur Sparte der Programmkinos zu rechnen ist und in dem diese Art Film Seltenheitswert hat. 
Die Mischung aus Fantasy, Science Fiction und Umweltdrama macht es schwer die passende Schublade zu finden, in die sich Snowpiercer einordnen lässt. Ausgeklügelte Kampfszenerien stehen tiefen menschlichen Dramen gegenüber, während der Film insgesamt Trivialität und Großartigkeit geradeso in Balance zu bringen vermag. Der Zuschauer hat es nicht einfach und muss sich schon wirklich einlassen, sofern er eben die Gelegenheit dazu bekommt.
Die Handlung des Films ist grob erklärt: Nach dem Einbringen einer die Welt etwas herunterkühlenden Chemiekalie in die Atmosphäre bricht eine neue Eiszeit an. Einzig ein Zug übersteht die Katastrophe und kreist seitdem um die Welt, 17 Jahre lang. Als Luxuszug konzipiert, mit einer immer laufenden Maschine ausgestattet, birgt er einen fragilen Mikrokosmos bestehend aus drei Klassen. Während die einen am Anfang des Zuges in Luxus leben vegetieren die anderen an Ende des Zuges vor sich hin. Revolten werden strategisch geplant um die Population unter Kontrolle behalten zu können, doch natürlich gibt es den großen Helden, der das System zu ändern versucht. Es beginnt ein langer Kampf, bei dem sich einige Tapfere in Richtung Spitze wagen und so mancher auf dem Weg dorthin sein Leben lassen muss.
Der Zuschauer verfolgt den Film aus der Sicht der mit 'Proteinriegeln' verpflegten dritten Klasse und kämpft sich Zusammen mit Ihnen der Zugspitze entgegen. Unter anderem sehen die Menschen zum ersten Mal auch wieder Licht, ganz zu schweigen von dem Luxus in den vorderen Wagons. Erstaunlich wie wenig die Revolutionäre dann maches zu beeindrucken vermag, obwohl wunderschöne Szenenbilder geschaffen wurden und sie nach Jahren zu ersten Mal was anderes sehen als Schmutz und Elend? Wie an vielen anderen Stellen des Films, wäre mehr drin gewesen, wenn Relevanzen ein wenig anders gewichtet worden wären.
Schon im Vorfeld waren sich Produzent und Regiseur nicht einig, wie man dem Publikum den Stoff vermitteln kann. Während der Regiseur Bong Joon-Ho den Charakteren Raum zu geben versucht, fand Produzent Harvey Weinstein die Art wie die Thematik vermittelt wird zu 'intelligent' für die breite Masse und hätte den Film lieber zum schmissigen Action-Schlager zusammengekürzt. Bei der Berlinale konnte das Publikum die Originalfassung sehen, auch gestern Abend gab es diese zu sehen.
Anschauen muss man sich den Film übrigens auch wegen der grossartigen Tilda Swinton, und weil  Chris Evans ganz augenscheinlich auch mehr kann als den zu glatten Captain America zu verkörpern.