2012/11/15

Der Feine Unterschied...


Die Silvesterplanung ist gerade ein ganz akutes Thema in meinem Freundeskreis. Wie jedes Jahr steht eine mittelgroße Debatte an, die sich neben der 'richtigen' Lokalität auch um die entsprechende Kleidung dafür dreht. Eine der Optionen, die eigentlich von mir bevorzugte, aber leider auch die mit recht geringen Chancen auf Realisation, sieht formelle Kleidung vor, was in der Tat mit 'Smoking' zu übersetzten ist. 
Wann der Smoking genau aufkam ist nicht wirklich nachzuweisen, seine Wurzeln allerdings liegen in samtenen Jacken, die nach dem Dinner von den Herren übergestreift wurden um sich getrennt von den Damen in den Rauchsalon zurückzuziehen. Während also die Frackjacke die formelle Kleidung bei Tisch und in Gesellschaft von Damen war, mochten es die Herren, wenn sie unter sich waren etwas legerer. Erst nach dem ersten Weltkrieg löste dann der Smoking, den die Amerikaner als Tuxedo und die Briten als Dinner Jacket bezeichnen, den Frack ab und wurde zum eleganten Anzug für feine Abendgesellschaften. Nur zu Bällen wird der Frack noch getragen, doch auch da wird er immer mehr zurückgedrängt. 
Das perfekte Smokingjacket zu finden ist keine leichte Aufgabe. Vor allem weil dieses Kleidungsstück so weit von unserer heutigen Alltagsgarderobe weg ist, stellt es eine Herausforderung dar. Doch in diesem Post wird genau das erst einmal aussen vor gelassen, es soll erstmal um das Zubehör gehen. Oft sind es wirklich diese Kleinigkeiten, die über einen perfekten Look entscheiden. 

Die Schleife
Acne
Ich mag das Wort Fliege nicht, auch wenn es sich mittlerweile eingebürgert hat und jeder weiß was gemeint ist. Eigentlich nennt sich das Teil, welches sich seit den 1870-er hin zur heutigen Form entwickelte, Querbinder und ist in der Tat der einzig wirklich akzeptable Halsschmuck zum Smoking. Herren in Hollywood fingen vor ein paar Jahren damit an auch Krawatten zum Smoking zu tragen, aber man sollte wirklich nicht alles nachmachen. 
Zum Smoking gehört eine schwarze Schleife, zum Frack eine weiße. Und nicht nur in der Farbe unterscheiden sie sich, auch im Material. Die Schleife zum Frack ist aus weißen Baumwollpikee, genauso wie der Brusteinsatz des Hemdes und die Weste, die Schleife zum Smoking ist aus Seide. Doch Seide ist nicht gleich Seide, und Polyester ist schon gleichmal gar keine! In manchen Herrenbekleidungsgeschäften werden Sets angeboten, in denen sich zur Schleife ein Kummerbund und ein Einstecktuch gesellen, alles noch dazu so hübsch glänzend. Ganz ehrlich? Grauenvoll! Eine Schleife hat aus einer schönen Seide zu sein, sie glänzt matt oder aber weist Ton-in-Ton eine Struktur auf. Seidenrips zum Beispiel kann sehr elegant sein. Die Schleifen wirken dann gebunden plastischer als wenn sie aus glatten Stoff gefertigt sind. 
Ob die Enden gerade sind oder spitz zulaufen ist Geschmackssache des Trägers, wobei die mit spitzen Enden etwas dynamischer wirken und die geraden eher an schmaleren Männern wirken. Übrigens stehen ganz allgemein nur Schleifen zu selber binden zur Debatte, die vorgefertigten Modelle dürfen die Kellner tragen. Wer keine Schleife binden kann, sollte es lernen oder eben einfach Zuhause bleiben.

Kummerbund oder Weste 
Brioni
Der Kummerbund ist seit Jahrzehnten das klassische Accessoire zum Smoking. Er verdeckt den Hosenbund und hält, sofern er denn gut sitzt auch das Hemd in Zaum. Es ist wirklich ein praktisches Kleidungsstück, weil es den Mann einfach gut aussehen lässt und eine schmale Taille machen kann. Aufpassen sollte man nur, dass er nicht nach oben wandert und schlimmstenfalls ein Stück Hemd über den Hosenbund freilegt. Beim Material verhält es sich ähnlich wie bei der Schleife, billiger Stoff geht einfach gar nicht und alles andere als schwarz ist auch inakzeptabel. Und übrigens, die Öffnung der Falten zeigt IMMER nach oben!
Spencer Hart
Weit weniger typisch zum Smoking ist die Weste. Und ja, auch eine weiße Weste geht! Ich fand das auch sehr ungewöhnlich, wurde dann aber von einer Fachfrau darüber aufgeklärt, dass vor allem sehr elegante Herren (mit leicht dandyesken Zügen wahrscheinlich) dies durchaus trugen. Warum also dann nicht einfach Stil beweisen und eine weiße Weste anziehen!?
Westen haben vor allem den Vorteil, dass da wirklich nichts mehr verrutschen kann und man auch mit offener Jacke noch eine gute Figur macht. Zum Smoking empfiehlt es sich aber ein Modell zu wählen, das zum einen umgelegten Kragen aufweist und weiter ausgeschnitten ist als die herkömmlichen Anzugwesten. Bei schwarzen Westen empfiehlt es sich zudem penibel darauf zu achten, wie die Stoffe korrespondieren. Schwarz ist nicht gleich Schwarz! Eine weiße Weste hingegen sollte ähnlich der Frackweste aus Baumwollpikee gefertigt sein, und keinesfalls durch ein extravagantes Material hervorstechen wollen. 

Das Hemd
Sandro
Weiße Hemden sind nie aus der Mode, sie lassen den Teint strahlen und werten selbst das zerranzteste Outfit auf. Nun hat dies ein guter Smoking nicht nötig, doch mit einen grauschleirigen Hemd mit zerbügeltem Kragen kann man den ganzen Look versauen. Während es sich also bei den anderen Accessoires um Anschaffungen für Jahre handelt, sollte das Hemd vor jedem Tragen mal genau unter die Lupe und notfalls ausgetauscht werden. 
Wenn man also eh losgeht und was neues angeschafft werden muss, dann kann man auch mal schauen was der Markt so bietet. Natürlich sind Hemden immer aus Baumwolle, gute Smokinghemden sollten aber noch ein bisschen mehr zu bieten haben. Schön sind die, bei denen die Hemdbrust in kleine Biesen gelegt ist und die dadurch eine Struktur bekommen; genauso nett sind aber auch Einsätze aus Pikee. 
In der Anfangszeit des Smokings trugen die Herren noch Hemden darunter, die eine offene Knopfleiste aufwiesen. Auch heute findet man noch selten solche Modelle, die dann aber nicht mit trivialen Knöpfchen geschlossen werden. Ähnlich dem Frackhemd verwendet man schöne, sehr zierliche Durchsteckknöpfe aus Metall oder Perlmutt. Sie stellen neben Manschettenknöpfen den einzigen sichtbaren Schmuck dar. 
Acne
Der Hemdkragen ist noch so eine Sache, über die es sich nachzudenken lohnt. Bevorzugt man einen mit kleinen umgeklappten Ecken oder lieber einen Umlegekragen? Ich finde die umgelegten schöner, allerdings sollte dieser nicht zu Spitze Ecken haben und der Abstand irgendwo zwischen Haifisch und Kent liegen. 

Fußbekleidung
Falke 
Yves Saint Laurent
Natürlich gehören zum Smoking Lackschuhe, und zwar solche ohne Nähte oder anderen Zierrat. Slipper oder Samtpantoffel kann man auch dazu tragen, wenn man es unbedingt nötig hat durch modische Affektiertheit auf sich aufmerksam zu machen. 
Lackschuhe haben den großen Nachteil, dass man ihnen trotz seltener Benutzung schnell das Alter ansieht. Einmal unvorsichtig gegen den Bordstein gehauen, schon ist nen Schramme drin. Ganz zu schweigen von Veranstaltungen mit vielen Menschen, die sich gegenseitig auf die Füsse treten. Und die Gehfalten hat man sowieso nach ein paar Metern drin. Darüber muss man einfach lässig hinwegsehen können oder man kauft sich einfach regelmässig neue. Zum Schuh gehören Kniestrümpfe aus Seide in schwarz. 

Das i-Tüpfelchen
Derek Rose
Als Mann von Welt hat man immer zwei Arten von Taschentüchern parat: solche aus Zellstoff für die eigene tropfende Nase und die feinen, aus der Brusttasche hervorblitzenden aus Baumwollbatist für die Dame, deren Begleiter man für diesen Abend sein darf. 

Headerbild: J.C. Leyendecker
Hemden, Accessoires und Schuhe: Mr. Porter
Kniestrümpfe: Falke